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6. Die Rheirrprovinz.
Die Rheinprovinz besteht aus den Regierungsbezirken Düssel-
dorf, Köln, Aachen, Koblenz und Trier. Sie ist eine sehr schöne
und stark bevölkerte Provinz auf beiden Ufern des Rheines, von
welchem sie ihren Namen erhält. Der Rhein durchfließt die Provinz
in ihrer längsten Ausdehnung von Südosten nach Nordwesten. Freilich
sind die Ufer des Rheines nicht überall so schön, wie bei Koblenz und
am Siebengebirge, denn weiter abwärts fließt der Strom in einer
reizlosen Ebene. Der Rhein nimmt in der Provinz mehrere Neben-
flüsse auf: auf dem rechten Ufer die Lahn, die Sieg, die Wupper,
die Ruhr und die Lippe; auf dem linken Ufer die Nahe, die Mosel
mit der Saar, die Ahr und die Erft. Der südliche Theil der Pro-
vinz ist gebirgig, der nördliche dacht sich allmählich ab und bildet ein
tieferes Flachland. Von den Gebirgen der Rheinprovinz erhebt sich hier
auf der linken Rheinseite der Hunsrück, ein über 625m hoher, waldiger
Bergrücken zwischen der Saar, der Nahe, der Mosel und dem Rheine.
Weiter nördlich finden wir die Eifel, ein ödes unfruchtbares Gebirge,
welches eine Höhe von 750™ erreicht. Nordwestlich von der Eifel, hier
an der westlichen Grenze der Provinz, liegt das hohe Veen; es erhebt
sich bis zu einer Höhe von 625™ und hat oben eine Fläche, welche 4 bis
5 Meilen lang und eben so breit ist. Hier fehlt fast aller Pflanzen-
wuchs — nur Torfmoore und gefährliche Sümpfe findet man auf
dieser Hochfläche. Sie ist die unfruchtbarste Gegend in der
Rheinprovinz. — Auf der rechten Rheinseite zieht ein Theil des
Westerwaldes sich bis zum Rheine hin, und bildet hier bei
Bonn das Siebengebirge, welches seinen Namen von sieben
hervorragenden Bergen hat, unter denen die Löwenburg (438™ hoch),
die Wolkenburg und der Drachenfels die bedeutendsten find. Der
Drachenfels erhebt sich dicht am Rhein etwa 312™ über den Wasser-
spiegel und auf demselben befinden sich die Ruinen einer alten Burg.
Dem Drachenfels gegenüber liegt auf dem linken Rheinufer ein Vor-
berg der Eifel, welche die Ruine Rolandseck trägt, und zwischen
beiden sieht man unten im Strome die reizende Insel Nonnenwerth
mit einem schönen Kloster. — Zwischen der Sieg und der Ruhr zieht aus
Westphalen das fauerländische Gebirge in die Rheinprovinz; es
wird hier das belgische Hügelland genannt und dacht sich gegen den
Rhein hin allmählich ab. — In den Gebirgen der Rheinprovinz findet
man Eisen, Blei, Steinkohlen, Schiefer, Basalt, Tuffstein,
Kalkstein und Sandstein; in den Thälern wachsen Getreide aller Art,
Rübsamen, Hanf, Flachs, Tabak u. s. w. — Die Rheinprovinz ist
491 Quadrat-Meilen groß, auf welchen 3/578,000 Menschen wohnen.
Die Bewohner der Rheinprovinz sind wackere, fleißige Menschen,
und Ackerbau, Bergbau und Fabrikwesen oder Industrie er-
freuen sich des herrlichsten Gedeihens. Nur auf dem Hundsrück, der
Eifel und dem hohen Veen ist die Natur so unfruchtbar, daß die
Bevölkerung minder dicht ist und oft mit Noth zu kämpfen hat. Da-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
s
gegm wohnen m dem Regierungsbezirke Düsseldorf mehr als 9006
Menschen auf einer Quadratmeile. An der Nahe, der Mosel, dem
Rheine und der Ahr bauen fleißige Winzer zum Theil trefflichen Wein
und scheuen keine Beschwerden und Kosten, um die felsigen Weinberge
gehörig zu bearbeiten und mit Dünger und Pfählen zu versehen, ob-
gleich ihre Hoffnungen so oft getäuscht werden.
Die Hauptstadt der Verwaltung in der Rheinprovinz, der Sitz
des Oberpräsidenten und eines evangelischen Konsistoriums, ist
Koblenz. Koblenz liegt am Einflüsse der Mosel in den Rhein, und
zählt 30,000 Einwohner. Aus der Zeit, wo die Stadt Residenz
des Kurfürsten von Trier war, sind noch Paläste und andere ansehn-
liche Gebäude, wie auch große Kirchen vorhanden; die schönen Straßen
und Anlagen rühren aber aus der neuern Zeit her. Das Wichtigste
von Koblenz jedoch sind die Festungswerke. Ein Kreis von Forts mit
ungeheuern Mauern und drohenden Schießscharten liegt auf den Höhen
um die Stadt her auf beiden Seiten der zusammenfließenden Ströme,
deren Ufer durch Brücken verbunden sind. Dadurch wird die an sich schöne
Gegend noch herrlicher, und Reisende aus fernen Gegenden benutzen die
Dampfschifffahrt auf dem Rheine und der Mosel, um Koblenz und
Ehrenbreitstein, das gegenüber auf dem rechten Ufer liegt, zu sehen.
Die große alte Stadt Köln ist der Sitz des Erzbischofs von
Köln, hat sehr viele Kirchen und mit dem gegenüber liegenden Städt-
chen Deutz an 140,000 Einwohner; sie ist die größte Stadt der Rhein-
provinz. Köln ist eine Stunde lang und verhältnißmäßig breit. Die
große Stadt mit ihren schönen Gebäuden, den vielen Thürmen und dem
majestätischen Dom gewährt einen herrlichen Anblick — besonders
wenn man vom rechten Rheinufer her die Brücken und die zahlreichen
Masten der im Hafen liegenden Schiffe, die Rauchsäulen der ankommen-
den und abgehenden Dampfboote überschaut. Köln ist durch Eisenbahnen
und Dampfschifffahrt mit vielen fernen Gegenden verbunden und wird
mit jedem Jahre eine bedeutendere Fabrik- und Handelsstadt. Von
seinen Waaren ist die bekannteste das kölnische Wasser, welches in
zahllosen Fläschchen versendet wird. Von allen wohlriechenden und stär-
kenden Wassern ist es am meisten beliebt.
Die größte Fabrikstadt der Rheinprovinz ist Elberfeld geworden,
nachdem die anfangs kleine Stadt allmählich mit Barmen und einer
Anzahl nahe gelegener Dörfer vereinigt ist. Elberfeld hat 71,000 und
Barmen 75,000 Einwohner, die fast nur von Manufactur-Arbeit leben.
Aachen — Sitz der Regierung — mit 74,000 Einwohnern, nicht
weit von der westlichen Grenze der Provinz, ist eine der ältesten deut-
schen Städte und hat mehrere warme Bäder (Gesundbrunnen). Be-
rühmt wurde es als Kaiser Karls des Großen gewöhnliche Re-
sidenz, wodurch auch die spätern deutschen Kaiser sich veranlaßt
fanden, sich dort krönen zu lassen, bis diese Feierlichkeit später nach
Frankfurt am Main verlegt wurde. Karl der Große starb in Aachen
(814 n. Chr. Geb.) und ist in einer Kapelle des Domes begraben.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl_der_Große Karl
s
Von den vielen bedeutenden Städten der Rheinprovinz können hier
nur noch aufgezählt werden: die Festungen Wesel und Saar-
louis — die bedeutende Fabrikstadt Crefeld — das durch seine
Malerschule und einen schönen Lustw ald (Hofgarten genannt) aus-
gezeichnete Düsseldorf mit 69,000 Einwohnern — die alte Stadt
Trier, Sitz eines katholischen Bischofs, mit 21,000 Einwohnern —
und die Universitätsstadt Bonn dem Siebengebirge gegenüber.
Von den vielen wohlthätigen Anstalten der Rheinprovinz ließe sich
noch viel erzählen, z. B. von der Provinzial-Jrrenanstalt zu
Siegburg am Siebengebirge. Dort werden Menschen, welche das
Unglück hatten, ihren Verstand zu verlieren, in ärztliche Pflege ge-
nommen, um sie durch sanfte und geschickte Behandlung von ihrer Geistes-
krankheit zu heilen, was auch bei sehr vielen gelingt. —
7. Der Dom zu Köln.
Unter den vielen Kirchen der Stadt Köln und überhaupt unter
allen Kirchen Deutschlands ist eine der merkwürdigsten und vorzüglichsten
der herrliche Dom. Der Bau des Domes begann im Jahre 1248
durch den Erzbischof Conrad von Hochsteden. Das große Vermögen
dieses Erzbischofs, so wie der damalige Reichthum der Bewohner Kölns
machte den Beginn eines so großartigen Baues möglich. Auch brachten
die unzähligen Pilger, die aus entfernten Gegenden zur Verehrung der
Reliquien der heil, drei Könige (der Weisen aus dem Morgenlande)
dorthin wallfahrteten, zum Bau des Domes große Schätze zusammen.
Aber die Kosten wurden doch endlich zu groß, so daß der Bau, woran
noch 1599 gearbeitet wurde, dann eingestellt werden mußte, ehe noch
die Hälfte fertig war. Der Dom ist in der Form eines Kreuzes ge-
baut; seine Länge beträgt 125“ und seine Breite 72™. Das Ge-
wölbe wird von hundert Säulen getragen, die in vier Reihen neben
einander stehen und von denen die der mittlern Reihen mehr als 9"
im Umfang haben. Gleich den Bäumen eines uralten Waldes stehen
diese schlanken Säulen da; nur am höchsten Gipfel sind sie in Aste
gespalten, die mit ihren Nachbaren sich zu spitzen Bogen verbinden
und dem Auge, das ihnen folgen will, fast unerreichbar erscheinen.
Die innere Höhe des Domes beträgt 50™. Die beiden Thürme,
deren jeder eine Höhe von 156™ erreichen soll, sind noch unvollendet.
Beide sind bis jetzt erst auf eine Höhe von 50™ gebracht. In
dem auf der Südseite stehenden Thurme hängt die große Dom-
glocke, welche 225 Centner wiegt und von 12 Mann gezogen werden
muß. —
In den neuesten Zeiten ist ein Verein unter dem Namen „Dombau-
Verein" zusammengetreten, um den Ausbau dieses herrlichen Denkmals
alter Baukunst zu bewirken. Zu den Beiträgen der Mitglieder dieses
Vereins zahlt der König von Preußen jährlich eine sv bedeutende
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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65
und Wein. Der nördliche Theil ist meistens gebirgig, ausgenommen
die fruchtbare Wetterau, welche aus einer schönen Ebene besteht. Aber
auch die minder ergiebigen Gegenden dieses Landes, im Vogelsberge
und im Odenwalde, zeichnen sich durch vortreffliche Kunststraßen aus,
wodurch der Verkehr befördert und die Einwohner betriebsamer werden.
Die Hauptstadt des Großherzogthums, Darmstadt, ist eine der
am raschesten emporgekommenen Städte Deutschlands. Vor 50 Jahren
noch ein kleines Landstädtchen, das sich bloß durch ein well^stges
Residenzschloß und ein merkwürdig gebautes Exercierhar^ aus-
zeichnete, ist daraus jetzt eine Stadt von fast 35,000 Einwohnern
mit allen großstädtischen Einrichtungen geworden. Überdies hat ihre
Lage am Rande des Odenwaldes und der Bergstraße, in der
Nachbarschaft herrlicher Waldungen, die Anlage vortrefflicher Spazier-
gänge mit Aussichten in die Rheinebene möglich gemacht. Durch Eisen-
bahnen, sowie durch die Nähe des Rheins, Mains und Neckars,
ist Darmstadt mit den bedeutendsten Orten Deutschlands in Verbin-
dung gebracht. Größer als Darmstadt und für den Handel weit
wichtiger ist die alte, am Einfluß des Mains in den Rhein gelegene
Stadt Mainz, die Hauptstadt der Provinz Rheinhessen. Sie
liegt selbst in schöner Gegend, ist aber zugleich der Mittelpunkt der
Dampfschifffahrt auf dem Ober- und Niederrhein, so wie auf
dem Main, welche von den Reisenden vielfältig benutzt wird, um die
schönen'aussichten an beiden Flüssen zu genießen. Auch liegt Mainz
mitten in dem Bezirke, wo dre Rheinweine wachsen, auf der einen
Seite der Rh eingau, auf der andern die Pfalz. Natürlich also,
daß von hier aus viele Versendungen von Wein gemacht werden. —
Auf einem freien Platze der Stadt steht das Standbild des Johann
Guttenberg, eines gebornen Mainzers, welcher ums Jahr 1440 die
Vuchdruckerkunst erfand. Mit Recht hat man sein Andenken geehrt,
denn ohne seine Erfindung würden wir noch in derselben Unwissenheit
leben, wie andere Völker, welche keine oder wenige Bücher haben. —
Mainz ist eine der wichtigsten Festungen Deutschlands; sie ist aus-
schließlich von preußischen Truppen besetzt. —
Von den übrigen Städten verdienen noch erwähnt zu werden:
die Universitätsstadt Gießen an der Lahn, zugleich Hauptstadt in
Oberhessen, mit 10,000 Einwohnern — Offenbach, rege Fabrikstadt
mit 15,000 Einwohnern und die alte Reichsstadt Worms, aus grauer
Vorzeit schon berühmt durch die Helden-Sage vom Siegfried.
81. Der hörnerne Siegfried.
Siegfried, ein Königssohn aus Tanten am Rhein, war so stark
und muthig, daß ihm die Zeit zu lange währte, bis ihm sein Vater
ein Ritterschwert gab. Er lief deshalb zu einem Schmied und be-
gehrte zu lernen, wie man ein Schwert schmiedet. Der Schmied
willigte ein, wenn Siegfried ihm eine Zeitlang dafür diene. Sieg-
Haesters' Lesebuch f. Oberkl. Simultan-Auzg. 5
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Johann
Guttenberg Johann Mainzers Siegfried Siegfried Siegfried Siegfried Siegfried Siegfried Siegfried Siegfried
68
in ziemlich bedeutenden Wollen-, Baumwollen-, Leinen-, Leder-,
Tabak-, Metall- und Bijouterie- (Schmuckwaaren-) Fabriken,
mit deren Produkten bedeutender Handel getrieben wird.
Von den Städten Badens sind Konstanz (Kostnitz), Freiburg
und Heidelberg durch ihre herrliche Lage ausgezeichnet, die Leiden
letzteren sind zugleich Universitätsstädte, darunter Heidelberg von
vielen Ausländern besucht. Größer jedoch ist die Residenz Karls-
ruhe, noch nicht 150 Jahre alt und mitten im Walde angelegt.
Gleichwohl ist es jetzt eine ansehnliche und schöne Stadt mit lauter
geraden Straßen, welche sämmtlich von dem großherzoglichen Schlosse,
also strahlenförmig, auslaufen. Die Stadt ist durch eine von Norden
nach Süden durch ganz Baden führende Eisenbahn mit den bedeu-
tendsten Städten des Laxch.es in Verbindung gesetzt. Dennoch ist
nicht Karlsruhe, sondern Mannheim, die ehemalige Hauptstadt der
Pfalz, die erste Handelsstadt des Großherzogthums. Denn die
günstige Lage an dem Zusammenflüsse des Neckars und Rheins macht,
daß in Mannheim nicht bloß ein großer Holzhandel, sondern auch
ein bedeutender Handel mit den Produkten der fruchtbaren Umgegend
betrieben wird, und daß die fremden Waaren, welche Süddeutschland
bezieht, vielfältig dort ausgeladen werden. Daneben fehlt es Mann-
heim, wie dem badischen Lande überhaupt, nicht an Fabriken ver-
schiedener Art. Denn das Volk ist regsam und die Bevölkerung für
bloßen Ackerbau zu dicht. Viel Geld kommt auch durch ein Bad in
das Land, welchem wahrscheinlich der Staat seinen Namen verdankt,
nämlich durch Baden-Baden. Schon seit den Zeiten der Römer
hat man die dortigen heißen Heilquellen gekannt, und die schöne
Natur der Umgegend lockt alljährlich Taufende von Fremden hin, wo-
von freilich viele dem Glücksspiele zu Gefallen kommen
Sl. Der Bodensee.
An Seen ist das westliche Deutschland nicht reich, und nur einer,
der zur Hälfte noch der Schweiz angehört, ist von beträchtlicher
Größe, der Bodensee. Dafür übertrifft derselbe an Naturschön-
heiten alle die zahlreichen Seen an der Küste der Ostsee, und nur
wenige Seen der eigentlichen Schweiz können ihm vorgezogen werden.
Der Bodensee ist eigentlich nichts weiter als eine Erweiterung des Rhein-
bettes zu einem weiten und tiefen Becken. Aber freilich ist dies Becken
7 Meilen lang und 2 Meilen breit und nimmt eine Fläche von 10
Quadratmeilen ein. Dabei ist die größte Tiefe an 313m gefunden
worden. Man hat berechnet, daß, wenn der Bodensee leer wäre, der
Rhein über 2 Jahre brauchen würde, um ihn wieder zu füllen. Auf
dieser gewaltigen Wasserfläche giebt es denn auch Stürme, welche denen
auf dem Meere gleichen, und wobei sich haushohe Wellen erheben. Da
diese oft plötzlich hervorbrechen, so gilt die Schifffahrt aus demselben
für gefährlich. Doch seit die Dampfschiffe eingeführt sind, haben Rei-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
76
Da ward an Gold und Ehren
Gar reich und groß ihr Haus,
Es gingen mit dem Kaiser
Dort Fürsten ein und aus.
Die Weber wurden Grafen,
Ihr Wort galt weit und breit,
Sie woben mit dem Kaiser
Am Webestuhl der Zeit.
Bei Ehren und Lei Schätzen,
Die ihnen Gott verlieh,
Vergaßen doch die Grafen
Der armen Weber nie.
Was hilft uns alles Weben?
So dachte stets ihr Sinn,
Der Himmel nur ist einig,
Sein Segen nur Gewinn.
Drei Brüder waren ihrer,
Die reichten sich die Hand,
Ulrich, Georg und Jakob,
So waren sie genannt.
Sie sprachen zu einander:
Die Guter dieser Zeit
Vorrechnen muß sie jeder
Einst Gott in Ewigkeit.
So laßt uns freudig gründen
Ein Werk vereinter Kraft,
Womit wir mögen geben
Ihm einstens Rechenschaft.
Zu Augsburg bei St. Jakob
Da hub ein Graben an,
Ein Zimmern und ein Mauern
Von manchem Handwerksmann.
Mit hundert kleinen Häusern
Ein Städtlein stieg empor,
Mit Brunnen und mit Straßen
Und seinem eignen Thor.
Und als das Werk vollendet,
Da weihten es die drei,
Daß armen, frommen Bürgern
Es eine Wohnung sei.
Und was die drei gesprochen,
Das schrieben sie aus Stein,
Es sollte Sohn und Enkel
Ein stetes Vorbild sein.
Sie bauten für sich selber
Ein Häuslein auch dazu,
Im Kirchlein bei St. Anna,
Dort ist der Fugger Ruh.
Wohl kamen arge Zeiten,
St. Anna ward zerstört,
Die Messe wird nicht fürder
Auf ihrem Grab gehört:
Doch in der Armen Herzen
Wird ihrer noch gedacht,
Im Städtlein, das sie milde
Dem Herren dargebracht.
Das Glück dreht sich im Kreise,
Es schwindet wie die Zeit.
Der Fugger Namen preiset
Noch heut' die Fugger ei.
(G. Görres )
V^i6ä6rboinnk8krä^6n! —
Beschreiben! —
60. Dah Deutsche Ikeichsland Elsaß und Lothringen.
Im Südwesten von Deutschland, östlich durch den Rhein von
Baden geschieden, südlich von der Schweiz, westlich von Frankreich und
nördlich von Luxemburg, der Rheinprovinz und Rheinbayern begrenzt,
findet ihr das Deutsche Reichsland Elsaß und Lothringen. Es
enthält einen Flächenraum von etwa 263 Quadratmeilen mit 1 Vs Million
Einwohnern und ist eingetheilt in drei Bezirke: Unter-Elsaß, Ober-
Elsaß und Lothringen. Als Deutsches Reichsland steht es
unter der Regierung des deutschen Kaisers und unter dem Schutze des
ganzen deutschen Reiches.
Ein von Süden nach Norden gestrecktes Gebirge, die Vogesen,
auch der Wasgau genannt, trennt Elsaß von Frankreich, ver-
zweigt und verflacht sich im Norden und bildet hier die Grenze zwischen
Elsaß und Lothringen. Die Breite dieses Gebirgszuges wechselt
zwischen vier bis sechs Meilen, und seine mittlere Höhe beträgt 600
bis 940m. Der höchste Punkt, der Belchen im Ober-Elsaß, erhebt
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Ulrich Georg Jakob Jakob
Da Anna Anna
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Deutschland Rhein Baden Schweiz Frankreich Luxemburg Rheinbayern Lothringen Lothringen Frankreich Elsaß Lothringen Ober-Elsaß
77
sich über 1250°* und gewährt eine herrliche Aussicht über Elsaß und
Baden mit dem zwischen beiden sich hinschlängelnden Silberbande
des Rheines; östlich reicht der Blick bis zum Schwarzwald, südlich
bis auf die Alpen der Schweiz. Wer von euch einmal eine Fahrt
auf der Eisenbahn durch das Elsaß nach der Schweiz macht, der kann
sich überzeugen, wie malerisch-schön die Vogesen in hervorragenden
Felsenklippen und gestreckten Bergrücken längs der ganzen Westgrenze sich
hinziehen, wie sie mit Wäldern und Burgruinen geschmückt sind und
an Großartigkeit dem gegenüberliegenden Schwarzwald nicht nachstehen.
Elsaß ist ein gesegnetes Land, ebenso fruchtbar am Rheine, als
schön und blühend nach den Vogesen hin. Acker-, Wiesen-, Ge-
müse-, Wein-, Obst-, Hopfen-, Hanf-, Tabaksbau und Vieh-
zucht gedeihen hier vortrefflich. Eine bedeutende Fläche nimmt aber der
Wald ein, der fast den dritten Theil des Landes bedeckt. Die Forsten
im Elsaß sind sehr schön und einträglich. Roch auf den höchsten Gipfeln
der Vogesen bildet die Buche dichte Wälder; weiter unten folgen Fichten
und Tannen, dann Buchen und Nadelholz gemischt, endlich am Fuße
des Gebirges die verschiedensten Laubhölzer: Eichen, Buchen, Ulmen
und Kastanien durch einander. — Der Hauptstuß des Elsaß ist der
Rhein, über welchen bei Kehl eine prachtvolle Eisendahnbrücke
nach Baden führt. Die bedeutendsten Nebenflüsse des Rheines sind
die Jll und die Lauter, von welchen letztere die Grenze zwischen
Elsaß und Rheinbayern bildet. Wichtig für die Schifffahrt ist der
Rhone-Rhein-Kanal, der sich bei Straßburg mit der Jll verbindet.
Lothringen, nordwestlich vom Elsaß bis in das Moselgebiet
sich erstreckend, ist ein von tiefen Thätern durchschnittenes, fruchtbares
Berg- und Hügelland. Es liefert reichlich Getreide, Hanf und
Flachs, Wein, Gemüse und Obst, Steinkohlen und Eisen
und besitzt ausgezeichnete Salz- und Mineralquellen. Die Mosel
und die Saar sind die Hauptwasserstraßen Lothringens.
Die Hauptstadt von Elsaß ist Straßburg, „die wunder-
schöne Stadt", wie sie im Volksliede genannt wird*). Bis zum
Jahre 1681 freie deutsche Reichsstadt, ist Straßburg jetzt eine starke
Festung und bedeutende Handelsstadt mit über 85,000 Einwohnern.
Sie ist der Sitz des kaiserlichen Oberpräsidenten von Elsaß-
Lothringen, eines katholischen Bischofs und einer Universität.
Straßburg liegt an der Jll, etwa eine halbe Stunde vom Rhein, mit
welchem es durch einen schiffbaren Kanal verbunden ist. Außerdem ist die
Stadt durch eine die ganze Länge des Landes durchziehende Eisenbahn
mit den bedeutendsten Städten in der Nähe und Ferne in Verbindung
gefetzt. Die größte Merkwürdigkeit Straßburgs ist das weltberühmte
Münster, nächst dem Dom zu Köln das herrlichste Denkmal deutscher
Baukunst, mit einem 153°* hohen Thurm. Im Innern des Münsters
befindet sich eine berühmte, kunstvoll gearbeitete Uhr, welche beim Schlage
der Stunden eine Menge Figuren in Bewegung setzt und um 12 Uhr
*) Siehe Erste Abschnitt Iv. Lieder Nr. 22.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
78
Mittags und Nachts einen künstlichen Hahn krähen läßt. Der Bau
des Straßburger Münsters begann unter dem Meister Erwin von
Steinbach im Jahre 1276 und wurde vollendet durch den Meister
Johann Hülz von Köln im Jahre 1439. — Die bedeutendste
Fabrikstadt des Elsaß ist Mülhausen, an der Jll, mit 52,000
Einwohnern. Es liefert Seiden-, Baumwollen- und Wollen-
zeuge und besitzt großartige Zeugdruckereien, Färbereien und
Bleichen. Auch die Fabrikation in Metallwaaren und Leder-
arbeiten ist sehr bedeutend. — Fast in der Mitte zwischen Straß-
burg und Mülhausen liegt in einer sehr schönen Gegend Colmar,
früher freie deutsche Reichsstadt, jetzt Hauptstadt des Bezirks Ober-
Elsaß, mit 24,000 Einwohnern. Nordwestlich von Straßburg, am
Fuße der Vogesen, liegt in schöner Gegend die Stadt Zabern, mit
6000 Einwohnem. Von hier führt ein schlangenförmig angelegter Weg,
die „Zaberner Stiege", mit 17 verdeckten, gemauerten Brücken
über die Vogesen nach Lothringen. Auch die Eisenbahn, welche,
von Straß-burg kommend, hier die Vogesen überschreitet, hat bedeutende
Brücken, Dämme, Tunnels und Viadukte. Außer diesen Städten
können hier nur noch genannt werden: Hagenau, durch seinen herrlichen
Wald, den „Hagenauer Forst", die reichste Stadt im Elsaß, mit
11,000 Einwohnern — Bischweiler, mit einträglichem Hopsenbau, be-
deutenden Tuchfabriken und 10,000 Einwohnern — und die Festungen
Schlettstadt, mit 11,000 und Neubreisach, mit 2000 Einwohnern.
— Bei den Städtchen Weißenburg und Wörth erfochten die deut-
schen Heere am 4. und 6. August 1870 die ersten Siege über die Fran-
zosen, wovon ihr in der vaterländischen Geschichte mehr erfahren werdet. —
Die Hauptstadt von Lothringen, Sitz eines katholischen
Bischofs, ist die alterthümliche Stadt und starke Festung Metz, an
der Mosel, über welche hier 14 Brücken führen. Unter den Kirchen der
Stadt zeichnet sich der großartige Dom aus. Als freie deutsche Reichsstadt
war Metz vom 11. Jahrhundert an von der größesten Bedeutung und
konnte sich an Macht, Reichthum und Glanz mit Frankfurt, Augs-
burg und Aachen vergleichen. Die glänzendsten Tage feierte die
Stadt und Bürgerschaft um Weihnachten des Jahres 1356, als der
deutsche Kaiser Karl Iv. hier den großen und berühmten Reichstag
abhielt, auf welchem die „goldene Bulle", ein Reichsgrundgesetz
über die Kaiserwahl und die Rechte der Kurfürsten, verkündigt wurde*).
Jetzt hat die Stadt Mer 51,000 Einwohner und besitzt bedeutende
gewerbliche Anstalten: zahlreiche Gerbereien, Glasmalereien,
Waffen-, Leinwand-, Flanell-, Seidenplüsch-, Hut- und
Blumensabriken. Daß nach drei siegreichen Schlachten, am 14.,
16. und 18. August 1870, die deutschen Heere eine französische Armee
in Metz eingeschlossen und am 27. Oktober gefangen genommen haben,
wird euch in der vaterländischen Geschichte ausführlicher erzählt. —~
*) Siche Erster Abschnitt Iv., S. 235.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Erwin_von
Steinbach Johann_Hülz Johann August Metz Karl_Iv Karl August
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Nördlich von Metz liegt an der Mosel die Festung Diedenhofen*),
mit 7000 Einwohnern und bedeutenden Brauereien und Gerbereien.
Unter den übrigen Städten Lothringens sind die bedeutendsten: Saar-
gemünd, mit 7000 Einwohnern — Forbach, mit 5000 Einwohnern
— Salzburg, mit ergiebigen Salzquellen, Gyps- und Steinbrüchen —
und die Festungen Pfalzburg und Bitsch.
Von den Bewohnern des Reichslandes bekennen sich etwa Vs zur
katholischen, V4 zur evangelischen und 50,000 zur jüdischen
Religion.
Seit 1552 hatten die Franzosen im Laufe zweier Jahrhunderte
Elsaß und Lothringen, — nicht auf einmal, sondern ein Stück nach
dem andern —, vom deutschen Reichsverb ande losgerissen und mit
Frankreich vereinigt. Aber in dem siegreichen Kriege 1870—71 sind
dieselben von den Deutschen zurückerobert und durch ein Reichsgesetz
für immer wieder mit dem deutschen Reiche vereinigt worden.
Troß all der Mittel, welche die französische Regierung angewendet
hatte, die Bewohner von Elsaß-Lothringen zu französiren, haben
das deutsche Haus und das deutsche Gemüth sich deutsche
Sprache und deutsche Sitte zum größten Theile erhalten und werden
im Bunde mit deutscher Schulbildung wieder beleben, was wäh-
rend einer jahrhundertlangen Entfremdung vom Mutterlande zu ver-
kümmern versucht worden ist: Liebe zum gemeinsamen deutschen
Vaterlande.
61. Meister Erwins Heerschar
Zur mitternächtigen Stunde
Da regt sich's zu Straßburg im Dom;
Es ftetgert die Bauherrn zur Zinne
Und schauen hinüber zum Strom.
Und unter ihnen der Meister
Ruft weit in das Land hinein:
„Wann kommen die Deutschen wieder,
Du alter Vater Rhein?
Wann hallt in den Gassen d'runten
Der Deutschen Rosse Huf?
Wann ragt in Deutschland wieder
Das Bauwerk, das ich schuf?
Wann werden die Retter kommen,
Daß endlich der Bann zerreißt,
Daß frei von den welschen Banden
Sproßt wieder der deutsche Geist?"
Er rief es seit langen Jahren,
Er ries es in jeder Nacht;
Doch die Wellen zogen vorüber,
Sie hatten sein mcht Acht.
Sie zogen seit langen Jahren
An Straßburg's Wällen vorbei;
Doch die Deutsch en schliefen u. z ankten, —
Und Straßburg ward nicht freit
Zur mitternächtigen Stunde
Ruft wieder der Meister einmal,
Er ruft es mit lauter Stimme
Hinauf und hinab durch's Thal.
Und horch, es regt sich und flüstert.
Und bebt durch das weite Land,
Herab von Helvetien's Bergen
Bis zum fernen Meeresstrand.
Da tönt es wie freudiges Rufen
Heraus aus dem wogenden Strom,
Und über die Wälle und Zinnen
Erklingt es hinaus zum Dom:
„Sie kommen, alter Geselle!
Es werden die Deutschen wach;
Sie kommen aus allen Gauen,
Zu sühnen die alte Schmach!
*) Von den Franzosen Thionville, sprich: Thiongwil, genannt.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Lothringens Forbach Salzburg Lothringen Frankreich Rhein Deutschland
- 260 —
liche und stand unter dem Ober-Befehl des Königs von Preußen
als Bundes-Feldherrn.*)
Mit den süddeutschen Staaten Bayern, Würtemberg und
Baden, welche dem Norddeutschen Bunde nicht Leigetreten waren, hatte
Preußen „Schutz- und Trutzbündnisse" abgeschlossen, durch welche
im Falle eines Krieges der Oberbefehl auch über die süddeutschen
Truppen dem Könige von Preußen übertragen wurde, als dem
obersten Feldherrn der gesammten deutschen Kriegsmacht. —•
34. Veranlassung des Krieges gegen Frankreich.
(1870.)
„Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben,
Wenn es dem bösen Rachbar nicht gefällt."
(Schiller.)
Mit den Franzosen haben sich die Deutschen von jeher nicht gut
vertragen können. Seit drei Jahrhunderten ist Deutschland von ihnen
wiederholt übermüthig und raubgierig angegriffen worden. Sie haben
uns nicht bloß die Bisthümer Metz, Tüll**) und Birten***), son-
dern auch die schönen deutschen Länder Elsaß und Lothringen geraubt.
Im Jahre 1688 überzogen sie die Rheinpfalz und verwüsteten dieselbe
5 Jahre lang. Heidelberg, Mannheim, Speier, Worms, über-
haupt gegen 1200 Ortschaften wurden von ihnen ausgeplündert und
verbrannt. Selbst die Kaisergräber im Dom zu Speier wurden
zerstört, die Särge erbrochen und die Gebeine zerstreut! — Wie im
Anfang dieses Jahrhunderts Napoleon I., der Kaiser der Fran-
zosen, dem 1000jährigen deutschen Kaiserreiche ein Ende gemacht, und
wie er auf seinen Eroberungszügen in Deutschland gehaust hat, das ist
Euch aus der vaterländischen Geschichte bekannt. In den Befreiungs-
kriegen, 1813 bei Leipzig und 1815 bei Waterloo, haben die Deut-
schen Napoleon zwar wieder aus dem Lande gejagt, leider aber den
Franzosen das früher geraubte deutsche Land, Elsaß und Lothringen,
gelassen. Dadurch sind sie denn allmählich wieder so übermüthig ge-
worden, daß sie schon vor mehr denn 30 Jahren ein großes Geschrei
erhoben, sie müßten auch noch das linke Rheinufer haben, das ge-
höre zu ihrem Lande. Damals war es, als der Dichter Nikolaus
Becker in dem euch bekannten Rheinliede wie aus aller Deutschen Herzen
antwortete:
„Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein,
Ob sie wie gier'ge Raben sich heiser darnach schrei'n" rc.
Und es blieb vorläufig bei dem Geschrei.
Im Jahre 1851 erhielten sie dann wieder einen Napoleon zum
Kaiser, und obgleich derselbe sich nur durch Eidbruch und blutige
Gewaltthat zu dieser Würde emporgeschwungen hatte, so hießen sie
ihn doch willkommen, weil sie glaubten, daß jetzt die glorreichen Erobe-
*) „Schwarz, weiß, roth" wurden die Farben der Norddeutschen „Bundesflagge".
**j Bon den Franzosen Ton! genannt, sprich: Tul.
**') „ h „ Verdun genannt, sprich: Werböng.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Personennamen: Schiller Napoleon_I. Napoleon Nikolaus
Becker Nikolaus Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Würtemberg Baden Frankreich Deutschland Lothringen Rheinpfalz Heidelberg Mannheim Worms Deutschland Leipzig Lothringen Rheinliede Rhein